Familienfahrt mit Kriegsschiff

Was die zahlreichen Gäste und Beobachter bei eisiger Brise am sonnenbeschienenen Ostseestrand erlebten, konnte sich tatsächlich sehen lassen. Aufklärung war das Stichwort für die erste Phase. Ob aus der Luft mit den Tornados des Aufklärungsgeschwaders 51 oder zur See mit dem Flottendienstboot “Oste”: Die Streitkräfte wollten keine Überraschungen erleben. Erst dann ging es darum, die Einsatzräume an Land zu sichern. Dem gelungenen Auftakt folgte eine Gefechtsübung, wo die Soldaten sich beim Schießen verbundener Waffen auf den ebenfalls im Übungsszenario vorgesehenen scharfen Kampfeinsatz vorbereiteten.

Diese Zeilen stammen nicht aus einem Bericht vom kürzlich stattgefundenen Besuch auf der „Oste“, sondern aus einem Bericht über das Manöver “European Challenge 2005”. Dennoch halte ich diese Zeilen als Ergänzung zu Ihrem Artikel für erwähnenswert.

Die Marine befindet sich derzeit Mitten in einem Prozess der Umorientierung, jedoch nicht mit dem Ziel ihr Angebot an „Familienfahrten“ und „Bordfeste“ auszubauen. Es steht vielmehr die „Einsatzorientierung im Vordergrund“, wie es der Inspekteur der Marine in seiner „Jährlichen Weisung 2006“ ausdrückt: „Es geht für die Marine darum, bei streitkräftegemein-samen Einsätzen die See als Operationsbasis nutzbar zu machen“, um auch mit Waffen „in einem Einsatzland eine gewünschte Wirkung zu erzielen“. Dem Wolfratshauser Patenschiff „Oste“ kommt als Teil der sogenannten „Unterstützungskräfte“ dabei die Aufgabe der Aufklärung und Zielerfassung zu.

Ob die Übernahme einer Patenschaft für ein Kriegsschiff wieder zeitgemäß ist und eine positive Signalwirkung hat, möge jeder selbst bewerten. Eine Familienfahrt und ein Bordfest hätte sich sicherlich auch auf einem zivil genutzten Patenschiff organisieren lassen.

  22. Juni 2006
 
  Kategorie: Leserbriefe