Wählerschelte daneben
Leserbrief zu dem Artikel „Wie konnte Stoiber so etwas passieren?“ im Isar-Loisachboten am 18.08.2005
Wer sich die Mühe macht, die Redebeiträge von CSU-Parteichef Stoiber am 4.8. in Argenbühl, am 5.8 in Deggendorf und 10.8 in Schwandorf zu recherchieren, wird schnell zu der Einschätzung kommen, dass Herr Stoiber sich klar und unmissverständlich ausgedrückt hat und seine Wortwahl keine Ausrutscher waren.
Da beschimpft Herr Stoiber Menschen, die in der Linkspartei.PDS und WASG aktiv sind als „Gschwerl“, bezeichnet deren Wähler als „Frustrierte“ und stellt sie in die Nähe von „dummen Kälbern“ und die CSU-Kandidatin Frau Aigner erklärt dazu lapidar: „Ich hätte es vielleicht anders formuliert“.
Es sei daran erinnert: Eine Demokratie lebt von politischer Vielfalt. In diesem Sinne würde ich mich über eine hohe Wahlbeteiligung und über einen Einzug der Linkspartei als drittstärkste Kraft in den Bundestag sehr freuen; ich würde es aber nie wagen die Wählerinnen und Wähler der anderen Parteien, beispielsweise wegen ihrer Anhängerschaft zur CSU, zu beschimpfen. Wählerschelte – ob vor oder nach der Wahl – ist absolut daneben.
Jede Wahlentscheidung, ob zugunsten der Linkspartei, der CSU oder einer anderen Partei, ist zu respektieren und zu akzeptieren, ganz unabhängig davon wie man sie politisch bewerten mag. Das sollte über Parteigrenzen hinweg Konsens sein. Alles andere vergiftet das zwischenmenschliche Klima und ist einer demokratischen Gesellschaft nicht dienlich.